1960–1964: Der Ursprung einer starken Gemeinschaft
Die Wurzeln unserer Genossenschaft reichen zurück in eine Zeit politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegsjahre wurde vielen im ländlichen Raum klar: Die kleinen Dorfkäsereien des Allgäus, so traditionsreich sie waren, werden dem neuen europäischen Wettbewerb sowie der neu gegründeten EG nicht mehr gewachsen sein.
In dieser Phase des Wandels entschlossen sich 150 Landwirte rund um Kimratshofen, gemeinsam ein Zeichen zu setzen – nicht nur gegen den Strukturwandel, sondern für ihre Unabhängigkeit, ihre Werte und ihren Zusammenhalt. Unter der Führung von Bürgermeister Xaver Vetter entstand 1960 die Milchverwertung Kimratshofen Frauenzell eG. Der Wille zur Eigenverantwortung war groß – ebenso wie die Entschlossenheit, für die Zukunft bäuerlicher Familienbetriebe zu kämpfen.
Trotz knapper Mittel, dafür mit viel Engagement, wurde der Grundstein für eine neue Käserei
gelegt – finanziert durch Geschäftsanteile und Nachschusspflichten, mit Herzblut und Vertrauen
in die Idee. Im Frühjahr 1964 nahm das neue Werk den Betrieb auf. Ein Anfang – getragen von Mut und gelebter bäuerlicher Solidarität.
1964–1967: Qualität setzt sich durch
Schon bald zeigte sich, dass der eingeschlagene Weg der richtige war. Die Emmentaler-Käselaibe aus Kimratshofen standen für exzellente Qualität und der Erfolg sprach sich schnell herum. Mehr und mehr kleine Genossenschaften erkannten die Vorteile einer starken Gemeinschaft und traten der Genossenschaft bei.
Mit der Fusion mit Krugzell/Buchenberg und der Umbenennung in Allgäuer Emmentalerwerk Kimratshofen eG wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Zahl der Milchlieferanten stieg deutlich, die tägliche Produktion wuchs rasant. Trotz des schnellen Wachstums blieb das Entscheidende erhalten: das Miteinander der bäuerlichen Betriebe, die sich nicht als Konkurrenten, sondern als Partner verstanden. Verbunden durch die gemeinsame Überzeugung, dass Qualität, Fairness und Tradition den langfristigen Erfolg sichern.




1968–1982: Innovation aus Verantwortung
In diesen Jahren war das Allgäuer Emmentalerwerk im gesamten Allgäu tonangebend, was durch die Fusion mit der Milchliefergenossenschaft Legau im Jahr 1982 seinen Abschluss fand.

Nicht nur durch seine Größe, sondern durch seine Innovationskraft. Mit dem Viereckhartkäse wurde eine neue Käseform entwickelt, die den Anforderungen moderner Märkte entspricht. Dabei bewiesen die Verantwortlichen großes Fingerspitzengefühl: Technischer Fortschritt wurde nicht zum Selbstzweck, sondern stets so gestaltet, dass er den Genossenschaftsgedanken stärkte und die regionale Identität bewahrt. Was alle einte, war das Ziel, gemeinsam voranzugehen, ohne dabei die bäuerlichen Wurzeln zu verlieren. Der Mensch stand ebenso wie heute im Mittelpunkt, nicht die Masse. Dadurch blieb das Allgäu Herzstück und Heimat aller Entscheidungen.



1983–1999: Stabilität in unsicheren Zeiten
Die nächsten Jahrzehnte waren geprägt von neuen wirtschaftlichen Herausforderungen: Neben der Ölkrise und dem Rückzug des Staates aus vielerlei Förderstrukturen wurde die Einführung der Milchquote zum Damoklesschwert, das unheilvoll über der Branche schwebte. In dieser Zeit wurden zahlreiche Molkereien aufgekauft bzw. fusionierten zu größeren Einheiten oder sahen sich gezwungen, ihre Produktion ganz aufzugeben.
Die Genossenschaft in Kimratshofen jedoch setzte selbst weiter auf kontrolliertes Wachstum, Eigenständigkeit und den gemeinsamen Weg. Die Bio-Heumilch-Vermarktung begann, neue Partnerschaften wurden geschmiedet, neue Absatzwege gesucht und besonders die Fusion mit der
Molkerei-Genossenschaft Denklingen führte zu einem weiteren Wachstumsschub.
Auch personell wurden wichtige Weichen gestellt: Mit Otto Dreier (Vorstandsvorsitzender) und Hubert Dennenmoser (Geschäftsführer) traten zwei Persönlichkeiten in leitende Rollen, die den Kurs der Genossenschaft entscheidend prägten – bodenständig, vorausschauend und nah bei den Menschen im Allgäu.


2000–2008: Ausbau mit Augenmaß
Mit wachsender Milchmenge ergaben sich neue Herausforderungen – und neue Chancen. Die Genossenschaft investierte in moderne Technik, neue Produktionsprozesse und internationale Vermarktung sowie energie- und ressourcenschonende Technologien.
Doch trotz aller baulichen Maßnahmen, Kooperationen und Geschäftsfelder blieb unser Grundprinzip stets erhalten: Alles, was getan wird, dient der Gemeinschaft. Kein Schnellschuss, keine kurzfristige Rendite, sondern nachhaltiger Aufbau, der auf Vertrauen und Miteinander basiert. Werte, die auch Hermann Breher als dritter Vorstandsvorsitzender im Jahre 2006 zielstrebig verfolgte, wodurch er die weitere Entwicklung unserer Genossenschaft maßgeblich prägte.
Unsere Mitglieder konnten sich zu jeder Zeit sicher sein: In Kimratshofen arbeiten wir mit Weitsicht und haben immer ein offenes Ohr für alle Sorgen unserer Mitglieder und Mitarbeiter und übernehmen im Krisenfall auch Verantwortung für die ganze Region.



2009–2014: Ein neuer Name, ein vertrautes Fundament

Die große Herausforderung der Milchpreiskrise traf viele hart – auch unsere Genossenschaft. Doch statt sich zu zersplittern, rückten unsere Mitglieder noch enger zusammen.
Die Fusion mit Erkheim und Hawangen zur heutigen Allgäu Milch Käse eG war ein Kraftakt und zugleich ein Zeichen dafür, wie viel möglich ist, wenn wir einander vertrauen. Bestehende Strukturen wurden überprüft, Standorte weiterentwickelt und neue Absatzwege erschlossen. Die Einstellung der Produktion in Erkheim führte zur gezielten Modernisierung und Stärkung der Werke in Hawangen und Kimratshofen. Aus ehemals getrennten Betrieben entstand eine neue, geschlossene Einheit, denen ein gemeinsamer Geist innewohnte, der von Anfang an das Rückgrat unserer Genossenschaft bildet.
2015–2022: Der Mut, sich neu zu erfinden
Der Weg war nicht immer leicht: Schwache Exportmärkte, Kundenverluste und Strukturveränderungen forderten erneut ihren Tribut. Doch statt zu klagen, handelte die Genossenschaft gemeinschaftlich.
Neue Geschäftsmodelle, der Ausbau unserer Bio-Kompetenz, der Aufbau einer Quarkerei, strategische Partnerschaften. Alles mit nur einem einzigen Ziel: die Existenz der bäuerlichen Mitgliederbetriebe langfristig sichern und ihre Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen.


Dabei war die Kraft unserer Gemeinschaft stets das tragende Element und der Stolz, diese Herausforderung zu bewältigen, immer spürbar.
2022 bis heute: Vollständig, verlässlich, verbunden
Der historisch jüngste Abschnitt zeigt, wie sehr die Genossenschaft in ihrer Rolle angekommen ist. Die Abpackung wurde ausgebaut, ein neues Logistikzentrum entstand – trotz Pandemie, Fachkräftemangel und geopolitischer Unsicherheiten. Herr Fischer und Herr Steidele bereichern unsere Geschäftsführung und Vorstand als 3. Geschäftsführer und 4. Vorstandsvorsitzender, um diese neuen Herausforderungen im Interesse unserer Genossenschaftsmitglieder mit vollem Einsatz zu bewältigen.

Heute steht die Allgäu Milch Käse eG in allen Stufen der Wertschöpfungskette auf eigenen Beinen – als fairer Partner der Landwirtschaft, als moderner Produzent und als Arbeitgeber mit Herz und Haltung.
Und auch wenn vieles sich verändert hat: Der Kern bleibt gleich. Zusammenhalt, bäuerliche Bodenständigkeit und der Respekt voreinander sind die Elemente, die unsere Genossenschaft groß gemacht haben und auch weiterhin tragen werden. Nach wie vor steht unsere Genossenschaft für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, für Wertschöpfung in und für die Region Allgäu sowie für kontinuierliche Investitionen in Technik, Mitarbeiter und Qualität.
Durch die fortlaufende Optimierung unserer Prozesse und Besinnung auf die Werte unserer Genossenschaft bringen wir das traditionelle Handwerk und moderne Anforderungen miteinander in Einklang – ressourcenschonend, effizient und zukunftsorientiert.